Galerie.Z
   

Hubert Matt

11 Statements zur Zeichnung  von Hubert Matt:

  1. Zeichnungen beziehen sich auf Objekte, es sind Verflachungen. Sie sind also primär eine Auslassung. Sie sind ein weniger als. Sie formulieren an und nicht aus.
  1. Zeichnungen sind Schnitte im Ganzen (ohne reales Ganzes), sie folgen dem Modus der Wahrnehmung, auch sie zieht Schnitte in der Welt. Im Wahrnehmen und im Zeichnen ist die Welt eine Zerschnittene. Ohne Schnitte gibt es keine Welt. Überschneidungen generieren Objekte und Subjekte (wenn wir das überhaupt trennen wollen). Wer zeichnet ist gezeichnet. Wer aufhört zu zeichnen, ist ausgezeichnet. Das Ideal ist das Ausgezeichnete, das ist das Ende, das war ein möglicher Anfang.
  1. Die Schnitte der Wahrnehmung und der Zeichnungen können im Modus der Ähnlichkeit (also einer gewissen Form der Wiederholung) sich befinden, selbst wenn sie Zukünftiges betreffen oder gar Unmögliches. Wie wir uns Zukünftiges oder Unmögliches vorstellen können, können das Zeichnungen auch zeigen. Wir können versuchen am selben Ort zu wiederholen oder an einer anderen Stelle – am selben Ort. Ortswechsel sind insofern bedeutungslos. Stellen-wechsel sind bedeutend. Derselbe Strich auf einem anderen Blatt ist eine ortswechselnde Tätigkeit ohne Bedeutung. Derselbe Strich auf demselben Blatt ist eine stellenwechselnde Tätigkeit mit Bedeutung. Die Zahl EINS wiederholt auf an einem anderen Ort bleibt im Wert unverändert, die Zahl EINS wiederholt am selben Ort an anderer Stelle verändert der Wert auf ELF. Jede weitere Zeichnung ist ein Versuch neu zu zeichnen, unterliegt der Versuchung sich am selben Ort zu wiederholen.
  1. Zeichnungen induzieren räumliche Bilder, also räumliche Wahrnehmung, mitunter auch zeitliche. Sie befinden sich aber immer als Objekt im Raum, insofern sind sie von diesem nicht losgelöst, auch in ihrer äußersten Flachheit.
  1. Die Unterscheidung von abstrakten und gegenständlichen Zeichnungen ist eine Pseudodifferenz. Auch Flächen, Linien, Kreise etc. sind Objekte, ähnlich Tischen, Stühlen etc. Entscheidend ist vielmehr ob Zeichner sich einer Wahrnehmung oder Vorstellung nur unterwerfen (gänzlich kommen sie ohne Unterwerfung nicht aus) oder ob sie sich überraschen lassen.
  1. Zeichner wählen primär Sujets aus. Sie wählen ein Haus, einen Berg, Lebewesen wie Tiere oder Menschen, Pflanzen oder Autos, Linien, Flächen, Raster und so weiter. Gleichzeitig wählen sie einen Darstellungsmodus aus, sprich haben einen Stil, exakt, unscharf, etc. Die Objektwahl und die Stilwahl erfolgen gleichzeitig.
  1. Selbst wenn Zeichner sich auf die Zeichnung selbst beziehen, verharren sie in der Referentialität auf ein Objekt. Sie unterliegen der Illusion, dass Objektbezüge eindimensional seien und übersehen die Komplexität und Ebenen Multiplikation von solchen Bezügen, auch in der Wahrnehmung und Vorstellung.
  1. Entworfene Objekte bzw. mögliche Objekte sind stets bezogen auf vorhandene, sprich unmögliche Objekte. Fiktion und Faktizität sind eine unscharfe Differenz.
  1. Die Fiktion ist eine Form der Wahrheit, sprich des Realismus. Die Fiktion sprengt das Wirkliche, die Tatsachen hinsichtlich der Realität, weil sie deren Status der Verunmöglichung in der Ermöglichung aufdeckt.
  1. Zeichnungen arbeiten mit minimalen Mitteln, oft auf kleiner Fläche. Sie sind Projektionsmaschinen, nicht Projektionsflächen. In den Zeichnungen vervielfachen sich diese Maschinen. Verzeichnungen sind integrierbar oder rahmbar, nicht aber korrigierbar. Zeichnungen sind mit der Lyrik verwandt.
  1. Zeichnungen sind Begriffsmaschinen, insofern Begriffe auch Objekte sind. Zeichnungen sind Versammlungen von Begriffen, sprich Objekten, insofern sind sie Texten ähnlich. Texte sind umgekehrt Zeichnungen ähnlich. Insofern ist dieser Text auch als Zeichnung zu sehen. Zeichnungen sind Notizen ohne Absicht sich etwas merken zu wollen. Das Maß der Zeichnung ist ihr Zittern. Und so fort.
 
Home
Aktuelles
Künstler
Jahresprogramm
Ausstellungen
Fotogalerie
Videos
Sponsoren
Links
Galerie
Kontakt
Impressum
Wegbeschreibung